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Der Heinrichsbrunnen auf dem Braunschweiger Hagenmarkt

274 cm Welfenherzog

Als in Braunschweig ein Denkmal für Heinrich den Löwen errichtet werden sollte, spendeten die Bürger insgesamt 3.815 Taler, 19 Groschen und 12 Pfennige. Daher konnte am 4. Juli 1874 ein Brunnen mit der 2,74 Meter großen Plastik des Welfenherzogs auf dem Hagenmarkt feierlich eingeweiht werden.

Der Heinrichsbrunnen wurde im 19. Jahrhundert von Braunschweiger Bürgern gestiftet. 
© ML Preiss
Der Heinrichsbrunnen wurde im 19. Jahrhundert von Braunschweiger Bürgern gestiftet.

Der Hagenmarkt ist das Zentrum der einstigen, weitgehend selbständigen Handwerkersiedlung Hagen, in der auch flämische Lakenmacher lebten und arbeiteten. Vermutlich hatte Heinrich der Löwe die Siedlung 1166 gegründet. Sie lag nordöstlich seiner Burg Dankwarderode. Noch heute trägt der Stadtteil dort den Namen Hagen.

Auf dem Hagenmarkt wurde 1407 ein bronzener Marktbrunnen errichtet, den man aber 1814 zur Herstellung von Kanonen einschmolz. Als fünfzig Jahre später auch noch das Rathaus der Siedlung Hagen abgerissen wurde, wollten die Braunschweiger den leeren Platz mit einem Standbild Heinrichs des Löwen schmücken. So erhielt der in Dresden lebende, aber aus Mahlum im Herzogtum Braunschweig stammende Bildhauer Adolf Breymann schließlich den Auftrag, Gipsmodelle für die Figur Heinrichs, drei wappenhaltende Löwen sowie wasserspeiende Fabelwesen zu modellieren. In Anlehnung an das Grabmal Heinrichs im Braunschweiger Dom stellte Breymann den Welfenherzog als Herrscher mit Mantel und Schwert dar.

Abgase und Taubenkot hatten den Brunnen stark beschädigt. 
© I.Bathe
Abgase und Taubenkot hatten den Brunnen stark beschädigt.

Breymanns Schöpfungen waren so gelungen, dass er sie 1873 sogar auf der Weltausstellung in Wien zeigen durfte, wo sie eine Auszeichnung erhielten. Die Modelle wurden schließlich in der Braunschweiger Werkstatt von Professor Georg Howaldt in Bronze gegossen. Die Pläne für die Brunnenschalen und den Sockel aus Oolithgestein lieferte der spätere Braunschweiger Stadtbaurat Ludwig Winter.

Als Braunschweig während des Zweiten Weltkrieges zu fast 90 Prozent zerstört wurde, blieb der Heinrichsbrunnen wie durch ein Wunder erhalten. Doch in den folgenden Jahrzehnten litt er unter Abgasen und Taubenkot, so dass er in den 1990er Jahren restauriert werden musste.

Die dafür benötigten Kosten in Höhe von rund 280.000 Euro brachten die in Braunschweig ansässige Richard Borek Stiftung, die Stadt zusammen mit dem "Braunschweigischen Vereinten Kloster- und Studienfonds" sowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf. Die Figur des Welfenherzogs und die anderen bronzenen Teile des Brunnens wurden abmontiert und in einer Restaurierungswerkstatt sorgfältig gereinigt und gefestigt. Aber auch das beschädigte Gestein und die Brunnentechnik sanierte man. Heute ist Heinrich der Löwe, der als Stifter von St. Katharinen ein Modell dieser Braunschweiger Kirche in der linken Hand trägt, wieder in voller Schönheit zu bewundern.

Carola Nathan

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1 Kommentare

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    Manfred schrieb am 10.11.2020 10:52 Uhr

    Dass Taubenkot den Brunnen beschädigt, kann ich mir vorstellen, aber Abgase? Tauben kann man ja bekämpfen, wird bei uns in Hamburg auch gemacht. Es wäre gut, auch die Abgase zu bekämpfen. Als Radfahrer bekommt man kaum Luft.

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