Technische Denkmale Technik Februar 2006
Familie Albrecht verplant ihre Wochenenden nicht gerne lange im voraus. Da die Hamburger aber große Liebhaber von Wind- und Wassermühlen sind, wissen sie schon heute, wie sie den Pfingstmontag verbringen werden. Denn seit zwölf Jahren veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung an diesem Tag ihren traditionellen Mühlentag. Kleine und große Besucher können sich am 5. Juni 2006 von den malerischen Mühlengebäuden und der interessanten Mühlentechnik verzaubern lassen.
Weit über tausend Mühlen sind am Pfingstmontag dieses Jahres wieder zu besichtigen. Eine von ihnen ist die Ahrbecker Bockwindmühle in Stöckse-Wenden bei Nienburg. Sie ist nach Familie Ahrbecker benannt, die sie über viele Generationen bewirtschaftete.
Bis heute konnte nicht eindeutig geklärt werden, wann und wo die Mühle genau errichtet wurde. Man weiß nur, dass sie 1870 nach Wenden gelangte. Sie wurde aber vermutlich zwei Jahrhunderte zuvor vom Mühlenbaumeister Philip Dralle gebaut, der im Schaumburger Land zu Hause war. In Wenden erzählt man sich die Geschichte, dass die Ahrbecker Windmühle aus dem Rheinland stammt. Doch ihre Konstruktion ähnelt so wenig den dortigen Mühlen, dass diese Vermutung nicht bestätigt werden kann. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass sie einst aus Teilen vieler verschiedener Mühlen zusammengesetzt wurde. Wobei der Kasten mit Flügelwelle, das Kammrad und der Bock von einer Mühle aus der Region stammen sollen, die übrigen Teile von anderen Mühlen. Darunter könnte auch eine aus dem Rheinland gewesen sein.
Noch 1933 gab es im Kreis Nienburg 44 Windmühlen, von denen die Ahrbecker als einzige erhalten blieb. Sie besitzt drei Mahlgänge - einen für Weizen, einen für Roggen und einen für Graupen -, was für eine Bockwindmühle ungewöhnlich ist. 1998 verpachtete Martha Ahrbecker ihre 1930 stillgelegte, sanierungsbedürftige Mühle an den Mühlenverein "Ahrbecker Windmühle". 2001 begann die Sanierung. Die Suche nach einem geeigneten Baum für einen neuen Stert, mit dem die Mühle in den Wind gedreht wird, gestaltete sich zunächst schwierig. Doch schließlich entdeckte man im Wendener Forst eine krummgewachsene Eiche, aus der der Stert gearbeitet wurde.
Die Kosten für die sehr aufwendige Restaurierung des Mühlengebäudes und der Technik betrugen 240.500 Euro. Die Mittel dafür stammten vom Land Niedersachsen, vom Landschaftsverband Weser-Hunte, von der Europäischen Union, der Sparkassenstiftung Nienburg, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und zwei privaten Stiftungen.
Im Oktober 2003 konnte die Bockwindmühle wieder in Betrieb genommen werden. Otto Könemann und die anderen Mitglieder des Mühlenvereins freuen sich seither über jeden, der nach Stöckse-Wenden kommt und sich für die raffinierte Mühlentechnik interessiert. Und am Pfingstmontag werden sie "ihre" Mühle natürlich auch präsentieren.
Carola Nathan
Wenden ist ein Ortsteil von Stöckse und liegt östlich von 31582 Nienburg/Weser. Besichtigungen der Mühle sind nach telefonischer Anfrage beim Mühlenverein
"Ahrbecker Windmühle" möglich: Tel. 05026/84 82 oder 84 21 oder 12 60.
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