Menschen für Denkmale Oktober 2005
Vom Grand Canyon in den USA bis zu den Pyramiden von Gizeh in Ägypten, vom Mont Saint-Michel in Frankreich bis zum Tadsch Mahal in Indien, von der Zeche Zollverein in Deutschland bis zum Ngorongoro-Krater in Tansania - Welterbestätten der UNESCO gibt es in vielen Ländern der Welt.
Und immer mehr Menschen haben die Möglichkeit, diese sehenswerten Orte zu besuchen. Sie möchten kostbare Kulturdenkmale und einmalige Naturlandschaften kennen lernen. So sagt auch die Deutsche Zentrale für Tourismus voraus, dass Kulturtourismus der wichtigste Trend der Zukunft für den Tourismussektor ist. Die Auswirkungen, die das erhöhte Besucheraufkommen auf die Welterbestätten selbst, die Städte und die umgebenden Regionen hat, sind vielfältig.
Mit dem Thema "Welterbe und Tourismus" hat sich die Klasse 10b des Gymnasiums der Englischen Fräulein aus Bamberg ein ganzes Schuljahr lang beschäftigt. Im Rahmen der Schulaktion "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule", die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz interessierten Schulen angeboten wird, sind die Schülerinnen der Frage nachgegangen, welche Bedeutung der Welterbestatus für den Tourismus hat - und umgekehrt, wie der Tourismus Welterbestätten prägt. Ein spannendes und gleichzeitig naheliegendes Thema, zumal das Gymnasium in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Welterbes Bamberger Altstadt liegt.
Seit 1993 gehören Teile der Bamberger Altstadt zum Welterbe der UNESCO: Mittelalterliche Kirchen, barocke Bürgerhäuser und Paläste lassen dort die Vergangenheit lebendig werden. Schon 1982 war ein flächenmäßig noch größerer Bereich des Altstadtensembles unter Denkmalschutz gestellt worden. Mit der Aufnahme in die Welterbeliste wurde der besondere Wert der Altstadt für die gesamte Menschheit herausgestellt.
Begonnen haben die Schülerinnen des Gymnasiums ihr Projekt mit - auf den ersten Blick - ganz einfachen Fragen: Was ist das überhaupt, ein Denkmal? Warum lohnt es sich, historische Bauten und Stätten, Parks und Gärten zu erhalten? Eine Doktorandin des Lehrstuhls für Bauforschung und Baugeschichte an der Uni Bamberg erläuterte den Schülerinnen zum Einstieg die Aufgaben und Vorgehensweisen in der Denkmalpflege. In Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt Bamberg analysierten sie danach den Bauzustand des alten Rathauses sowie der Abtei Michelsberg, die hoch über der Stadt liegt. Dabei erwarben die Schülerinnen eine Menge Fachwissen - und hatten nebenbei noch viel Spaß.
Welche Auswirkungen hat der Welterbestatus für die Stadt Bamberg, für ihre Bewohner und Gäste? Die Schülerinnen fanden durch Recherchen heraus, dass seit der Verleihung des Welterbestatus die Zahl der Übernachtungsgäste kontinuierlich gestiegen ist. Durch die große Zahl an Besuchern konnten Hotels, Gaststätten und Geschäfte neu eröffnen bzw. ihre Einnahmen steigern. Die Auszeichnung als Welterbestätte wurde zum Wirtschaftsfaktor für die ganze Region.
Dass der Welterbestatus nicht nur ein ideeller Wert ist, sondern auch unter Marketinggesichtspunkten genutzt werden kann, erfuhren die Schülerinnen von einem Werbefachmann aus einer Bamberger Kommunikationsagentur. Unter seiner Anleitung erarbeiteten sie ein Produktkonzept für ihre Heimatstadt. Fachbegriffe wie "Zielgruppenorientierung", "Imagegewinn" und "Wertsteigerungsfaktor" gingen ihnen danach wie selbstverständlich über die Lippen. Ein auf den ersten Blick recht unscheinbares, aber durch seinen hohen Verbreitungsgrad wirkungsvolles Beispiel für die Vermarktung der Stadt ist der Werbestempel, der Briefe mit einem Hinweis auf das Bamberger Weltkulturerbe schmückt, die von hier aus verschickt werden.
Neben den Chancen, die durch die "Adelung" einer Stätte mit dem Titel Welterbe verbunden sind, befasste sich die Klasse 10b jedoch auch mit den negativen Auswirkungen der Besucherströme. Denn wenn keine Vorkehrungen getroffen werden, kann der Tourismus die historischen Bauten und Stätten stark beanspruchen oder sogar gefährden. Auch bei Naturdenkmalen stellt das große Interesse von Touristen aus aller Welt die Verantwortlichen vor Probleme: So werden Hotels in empfindlichen Ökosystemen errichtet und Touristen halten sich nicht an die vorgegebenen Routen, die Tieren und Pflanzen Rückzugsmöglichkeiten und Schutz gewähren. Hohes Verkehrsaufkommen und Autoabgase verschmutzen die Umwelt und sorgen für zum Teil erhebliche Lärmbelästigung - davon wissen besonders Anwohner zu berichten. Die jungen Denkmalschützerinnen beschäftigten sich deshalb mit der Frage, wie man solch belastenden Nebeneffekten vorbeugen kann. Beschränkungen bei Besichtigungszeiten, ausgelagerte Parkmöglichkeiten und der Einlass ausschließlich mit Führung - dies, so fanden die Schülerinnen heraus, sind einige der Möglichkeiten, die an vielen Welterbestätten praktiziert werden.
Dem Leiter des "denkmal aktiv"-Projektes an der Bamberger Schule, Georg Zwack, kam es bei der Beteiligung an der Schulaktion der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vor allem auf zwei Gesichtspunkte an: Zum einen wollte er den jungen Leuten vermitteln, wie Denkmale die Lebenswelt prägen und warum es sich lohnt, sie zu erhalten. Zum anderen können die Schülerinnen durch die Projektarbeit selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten üben. Sie sollten sich kritisch mit dem Umgang mit Kulturdenkmalen vor der eigenen Haustür auseinandersetzen. Er gestaltete die Projektarbeit so, dass sie in die Fächer Geschichte, Erdkunde, Wirtschafts- und Rechtslehre sowie Religion eingebunden war und in die Benotung einfloss - ein gutes Beispiel dafür, wie sich das Thema Denkmalschutz in den Unterricht einbringen lässt.
Am Ende der Projektarbeit, die über den Zeitraum eines Schuljahres angelegt war, konnte die "Denkmalklasse" einen kleinen Welterbeführer ihrer Heimatstadt für junge Leute präsentieren, der ihre Ergebnisse zusammenfasst. Darin gibt es neben Ausführungen zu den einzelnen Baudenkmalen und Erläuterungen zum UNESCO-Welterbe auch Tipps für den Kneipenbummel am Abend nach dem Besichtigungsprogramm. Denn das Vergnügen sollte beim Besuch der Welterbestadt Bamberg nach Ansicht der Schülerinnen auf keinen Fall zu kurz kommen.
Die Schulaktion "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule" steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission, wird vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, den Kultusministerien Thüringen und Sachsen-Anhalt sowie dem Städtebauministerium NRW und dem Auswärtigen Amt unterstützt.
Carolin Poeplau
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Antwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz