Wohnhäuser und Siedlungen Neues Bauen Oktober 2005
"Es hat ausgeweimart, meine Herren, wir gehen jetzt dessauern!" beschrieb der Maler und Bauhauslehrer Lyonel Feininger im Februar 1925 seiner Frau Julia den bevorstehenden Wechsel des Staatlichen Bauhauses von Weimar nach Dessau. Der Gründer und Direktor des Bauhauses, Walter Gropius, sah sich zusammen mit seinen Meistern - den Titel trugen die Lehrenden am Bauhaus - zu diesem Schritt genötigt, nachdem es Bestrebungen deutschnationaler Abgeordneter im thüringischen Landtag gegeben hatte, das Bauhaus in Weimar aufzulösen. In der Industriestadt Dessau fanden die Meister ein ihren avantgardistischen Ideen aufgeschlosseneres Klima.
Walter Gropius hatte das "Staatliche Bauhaus in Weimar" im Sommer 1919 aus einem Zusammenschluss der Hochschule für Bildende Kunst mit der Kunstgewerbeschule gegründet. Im Dezember besuchten bereits 101 Studentinnen und 106 Studenten aus dem In- und Ausland die Werkstätten, in denen Bauhausmeister wie Lyonel Feininger oder Johannes Itten die Einheit von Architektur, Handwerk und Kunst lehrten.
Als 1923 ein Resümee über das bisher Geleistete gezogen werden sollte, schrieb das Bauhaus einen Wettbewerb aus. Denn zur Internationalen Architektur- ausstellung wollte man ein erstes Versuchshaus für eine Mustersiedlung errichten. Die Jury bedachte die eingereichten Pläne des Malers und Bauhausmeisters Georg Muche mit dem ersten Preis. In nur viermonatiger Bauzeit entstand auf einer Anhöhe über dem Ilmpark - ganz in der Nähe von Goethes Gartenhaus - auf einer zwölf mal zwölf Meter großen Grundfläche ein eingeschossiges Gebäude mit einer eigenwilligen Raumaufteilung: Küche, Bad, Kinder-, Damen-, Herren-, Speise- und Fremdenzimmer sind um einen zentral gelegenen, rund 36 Quadratmeter großen Wohnraum angeordnet, der von oben Licht erhält. Verschiedene Künstler malten die Räume aus, gestalteten die Möbel ebenso wie die Gebrauchskeramik und webten die Teppiche für das Gesamtkunstwerk.
Als die Bauhäusler Weimar verließen, wurde das Haus am Horn an Privatleute verkauft und erweitert. Dennoch blieb die ganz eigene Architektursprache bis heute erhalten. Die UNESCO nahm das Gebäude 1996 zusammen mit den von Henry van de Velde gestalteten Bauten der Kunst- und Kunstgewerbeschule in Weimar sowie den Bauten des Bauhauses in Dessau in die Liste des Welterbes auf. In ihrer Begründung heißt es, dass das Bauhaus "zwischen 1919 und 1933 revolutionäre Ideen der Baugestaltung und Stadtplanung durchsetzte". Die Bauten der Bauhaus-Professoren hätten "die Architektur des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt".
Das Haus am Horn in Weimar und zwei der von Walter Gropius 1925/26 für seine Dozenten entworfenen Meisterhäuser in Dessau wurden in den 1990-er Jahren auch mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert. Sie werden museal und für Veranstaltungen genutzt. Im Meisterhaus Schlemmer findet zur Zeit eine große Ausstellung über Otto Haesler statt, der zu den großen Architekten des Neuen Bauens zählt. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens bot ihm die Stadt Dessau 1930 auf Empfehlung von Walter Gropius den Direktorenposten des Bauhauses an, den Haesler jedoch aufgrund anderer Aufträge ablehnte. Der 125. Geburtstag Haeslers wird nun zum Anlass für die erste Gesamtdarstellung seines Werkes genommen, das heute nur einem architektonischen Fachpublikum bekannt ist.
Carola Nathan
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
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