Städte und Ensembles Menschen für Denkmale
Quedlinburg, einst eine der "Hauptstädte" der ottonischen Herrscher und berühmt für seine große Zahl an Fachwerkbauten aus sechs Jahrhunderten, gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Doch Jahrzehnte der Vernachlässigung hatten dazu geführt, dass 1990 viele der oft wertvollen Häuser in einem äußerst desolaten Zustand waren. Seitdem ist es nun aber gelungen, die meisten der Gebäude zu retten und sie - restauriert - wieder zu bewohnen oder auf andere Weise mit Leben zu füllen.
Auch der aus vier Häusern bestehende Kaufmannshof in der "Weingarten" genannten Gasse nahe dem Quedlinburger Marktplatz stand vor einigen Jahren noch leer und drohte einzustürzen. Die gesamte Straßenfront mit ihrem kostbaren Fachwerk wäre verloren gewesen, hätte nicht vor fünf Jahren mit der Sanierung begonnen werden können. Entstanden ist hier ein Wohnheim für behinderte Mitbürger. Deshalb war auch von Anfang an klar, dass moderne Teile hinzugefügt werden mussten. Das bereits abgetragene obere - vierte - Haus wurde neu errichtet und die mittleren, schmalen Häuser erhielten zum Hof hin eine gläserne Galerie, durch die das Fachwerk sichtbar blieb. Auf diese Weise konnten die Zimmer der Bewohner die vorschriftsmäßige Größe bekommen, aber dennoch breite Flure - geeignet für Rollstühle - geschaffen werden. Entstanden sind fünf individuell gestaltete Wohnungen für das betreute Wohnen sowie zwei Außenwohngruppen mit Gemeinschaftseinrichtungen. Seit Sommer 2002 leben hier nun etwa 20 Behinderte, die von der Lebenshilfe Quedlinburg gGmbH betreut werden. Sie haben sich schnell eingerichtet und das Haus mit großer Begeisterung in Besitz genommen.
Die Mittel für die Baumaßnahmen kamen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, aus der Städtebauförderung und von den beiden Service-Organisationen Lions Clubs International und Rotary International. Erstmals in ihrer Geschichte haben sich diese beiden Organisationen in einer deutschlandweiten Aktion zusammengetan. Viel Überzeugungsarbeit war dazu geleistet worden, bis der Traum der Initiatoren Wirklichkeit wurde. Ein regelrechter Wettbewerb zwischen beiden Organisationen führte dazu, dass gut 600.000 Euro zusammenkamen und so die ursprünglich ins Auge gefasste Summe von einer Million Mark sogar noch übertroffen wurde. Deshalb trägt das Haus nun auch den Namen "Haus der Lions und Rotarier".
Als Dank für das große Engagement der beiden Service-Clubs hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2003 die Stiftung "Haus der Lions und der Rotarier in Deutschland" errichtet. Die Treuhandstiftung wird zukünftig den baulichen Erhalt und die Pflege des Baudenkmals fördern. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, bemüht sich die Treuhandstiftung um Zustiftungen, damit aus den daraus resultierenden Erträgen eine solide Basis zur dauerhaften Bewahrung dieses Objektes geschaffen werden kann.
Über der Toreinfahrt zum Haus Weingarten 22 steht noch heute der lateinische Spruch, den der Erbauer vor mehr als 400 Jahren hier einkerben ließ und der ins Deutsche übertragen lautet: "Dieses Gebäude hätte Andreas Quenstedt Anno 1597 vergeblich begründet, wenn nicht Gott die Erfahrung gegeben hätte, die ein Handwerker braucht, um den Bau glücklich zu vollenden." Möge das Haus der Lebenshilfe nach seiner Rettung auch die nächsten 400 Jahre fest stehen und eine sichere Heimstatt für seine Bewohner bieten.
Dr. Dorothee Reimann
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
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