Menschen für Denkmale April 2005
Im Februar 1997 hatten die Schüler des Gymnasiums Grootmoor in Hamburg-Bramfeld das erste Mal in "ihrer" Müsselmower Kirche gestanden. Riesige Löcher klafften damals im Dach des efeuberankten Backsteingebäudes. Schuttberge türmten sich im Kirchenschiff und überall lagen Gebeine aus den aufgebrochenen Grüften. Doch die 18 und 19 Jahre alten Schüler ließen sich durch diesen jämmerlichen Anblick von ihrem Wunsch nicht abbringen etwas für diese Kirche und damit auch für die 150 Einwohner des Ortes zu tun.
Müsselmow liegt zwischen Sternberg und Schwerin, "am Ende einer Sackgasse", wie Propst Jens-Peter Drewes aus Brüel erklärt. "Keiner kommt nach Müsselmow", so Drewes, "der nicht nach Müsselmow will." Die Kirche des 1333 erstmals urkundlich erwähnten Ortes stammt von Ende des 15., der Turm aus dem 17. Jahrhundert.
Es gibt nur wenige Daten über die weitere Baugeschichte der Saalkirche. Die Hamburger Schüler fanden jedoch heraus, dass die Gemeinde sie um 1950 das letzte Mal bei einem Trauergottesdienst genutzt hatte. Dreißig Jahre später musste die gotische Sakristei wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. 1989 hieß es gar in einer Chronik des Holzendorfer und Müsselmower Kirchspiels, dass das Gebäude "nur noch zur Gewinnung von Baumaterial zu verwenden" sei.
Trotz des "Todesurteils" steht die Kirche bis heute. Sie verdankt es den Hamburger Gymnasiasten und ihrem Studiendirektor Volker Wolter, der die Idee zu dem Projekt hatte und es koordiniert, obwohl er inzwischen Schulleiter des Gymnasiums Hamburg-Rahlstedt ist; aber auch den Berufsschülern mehrerer Hamburger Gewerbeschulen mit ihren Lehrern, die ihren handwerklichen Sachverstand einbringen und den Dorfbewohnern, die dem Verein "Patenschaft Müsselmower Kirche e.V." beigetreten sind.
Vergessen werden dürfen auch nicht die vielen privaten Spender sowie die Bayerische Landeskirche, die Mittel für ein Notdach bereitstellte, nachdem 1992 eine große Ulme auf das Kirchendach gefallen war, und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburg. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellte schließlich noch rund 13.000 Euro aus ihrem Notsicherungsprogramm bereit.
Am Gymnasium Grootmoor steht Müsselmow noch häufiger auf dem Lehrplan, seit sich die Schule mit diesem Projekt bei "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule" (siehe Kasten in der rechten Spalte) beteiligt. Die Hamburger Schüler, die inzwischen von anderen Jugendlichen aus Rostock, Sternberg, Wismar - seit letztem Jahr auch von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der dortigen Jugendbauhütte (Link siehe unten) - und Hildesheim Verstärkung bekommen haben, fahren auch häufig nach Müsselmow, um dort an der Kirche zu arbeiten. Das Deutsche Nationalkomitee belohnte das Engagement 1998 mit der Verleihung des Deutschen Preises für Denkmalschutz.
Die Außenarbeiten an der Kirche sind inzwischen abgeschlossen, und am 3. Oktober 1999 konnte der erste Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden. Zur Zeit werden barocke Malereien mit alt- und neutestamentarischen Szenen im Kirchenraum restauriert.
"Unser Ziel ist es, in Müsselmow eine Begegnungsstätte für Jugendliche aus Mecklenburg und Hamburg zu etablieren", erzählt Volker Wolter. Daher bauen die Jugendlichen einen Kornspeicher aus dem 19. Jahrhundert um, der sich neben der Kirche befindet. Dort entstehen fünfzehn Doppelzimmer, alle mit eigenem Bad. 2009, zum zwanzigjährigen Jubiläum des Mauerfalls soll dieses Ziel erreicht sein.
Carola Nathan
19412 Müsselmow gehört zu Wendorf und liegt östlich von Schwerin.
Langsam nähern sich am 23. Januar 1910 drei Automobile dem Warenhaus Wertheim in der Leipziger Straße. Kaiser Wilhelm II. und seine Frau Auguste Viktoria möchten dem berühmten Konsumtempel in Berlin einen Besuch abstatten. "Gleich zu Anfang warf der Kaiser einen Blick in den großen Lichthof mit den ersten beiden Brücken und war sichtlich erstaunt über den Bau", notiert Georg Wertheim in sein Tagebuch. Stolz führt er die hohen Gäste durch das prächtige Haus, zeigt ihnen die Abteilung mit den Antiquitäten, das Palmenhaus und den riesigen Saal, der mit Onyxplatten verkleidet ist.
Energieeffizienz und Denkmalschutz müssen sich nicht widersprechen.
Zum fünfzigjährigen Jubiläum des Internationalen Bauordens waren im Frühjahr 2003 auch Menschen nach Worms gereist, die sich bereits Anfang der 1950er Jahre in den Dienst dieser Organisation gestellt hatten, um Wohnungen für Flüchtlinge und Vertriebene zu bauen. Als diese "Veteranen" nun ihre Erlebnisse von damals austauschten, hatten sie die Idee, in ihrer Freizeit die Sanierung eines Bauwerks zu unterstützen. Mit der jüdischen Trauerhalle auf dem Friedhof in Worms-Hochheim wurde rasch ein Projekt gefunden. So kam es, dass Els Musch, Heinz Wack, Elmar Werner und elf andere Freiwillige dort zwei Wochen lang 700 Quadratmeter Putz abschlugen, 13 Kilometer Fugen auskratzten und 140 Meter Gesims neu strichen.
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