Schlösser und Burgen

Die Burg an der Lahn wird gesichert

Über den Dächern von Runkel

Runkel ist ein kleines idyllisches Fachwerkstädtchen an der Lahn, da, wo sich Westerwald und Taunus treffen. Dem Ort, ruhig wie der Fluss, ist dennoch die einstige Bedeutung auf den ersten Blick abzulesen: Gleich zwei Burgen überragen das Städtchen. Sie stehen sich gegenüber, so feindlich wie vertraut.

Der äußere Hof der Unterburg mit dem weinbewachsenen "Neuen Kelterhaus" aus dem 18. Jahrhundert, dem im Kern mittelalterlichen "gotischen Palas" links und dem Bergfried im Hintergrund 
© ML Preiss
Der äußere Hof der Unterburg mit dem weinbewachsenen "Neuen Kelterhaus" aus dem 18. Jahrhundert, dem im Kern mittelalterlichen "gotischen Palas" links und dem Bergfried im Hintergrund

Die eine ist Burg Schadeck, hoch oben auf dem Berg, die andere Burg Runkel, zum Teil nur mehr Ruine, auf der anderen Seite der Lahn. Burg Schadeck erhielt ihren Namen nach ihrer Funktion: "Eine Ecke zum Schaden der Burg Runkel" sollte ab 1288 errichtet werden, zwei Vetter stritten um Erbe und Eigentum. Dieser Streit prägte jahrhundertelang die Ortschaft.


Heute beschäftigen die Besitzer von Burg Runkel, die übrigens niemals von der Vettern-Familie Westerburg auf dem Berg eingenommen, sondern erst 1634 im Dreißigjährigen Krieg von Kroaten zerstört wurde, ganz andere Probleme: Die Mauern der Ruine, deren älteste aus der Mitte des 12. Jahrhunderts stammen, zeigen tiefe Risse und ausgebrochene Steine, die Zementfugen einer früheren Sanierung stehen losgelöst vor den Steinköpfen. Die Fürstenfamilie zu Wied, in der 1824 die Runkel-Wiedsche Linie aufgegangen war, Besitzer und Bewohner von Burg Runkel, stemmt sich schon seit Jahren mit viel Einsatz gegen die Alterserscheinungen des Gemäuers. Doch allein in der schwierigen Berglage - gewaltig erheben sich die Mauern direkt auf den hohen Felsen - Gerüste aufzustellen, verschlingt Unsummen, von den eigentlichen Sanierungsarbeiten am Ruinen-Mauerwerk ganz zu schweigen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hilft mit über 123.000 Euro beim Einsatz gegen den Verfall.

Eine Besichtigung der Burg lohnt aber jetzt schon: Sie bietet alles, was eine mittelalterliche Wehrburg vorweisen musste - Bergfried, Türme, Palas und Schildmauern - und zudem noch Gebäude einer neuzeitlichen Schlossanlage. In allen Jahrhunderten wurde etwas hinzugefügt. Nach der Zerstörung 1634 beließ man zwar die Kernburg als Ruine, aber die zwei Innenhöfe umschließende, tiefer liegende Unterburg wurde ab 1641 zu Wohnzwecken wieder hergestellt und ausgebaut. Den Südflügel des äußeren Hofes bezog man schließlich im Jahr 1703. Am äußeren Torbau der Vorburg steht außerdem ein barockes Wohnhaus. Ein Besuch gleicht also einer architektonischen Reise durch die Jahrhunderte.

Auch als Ruine noch gewaltig: Stolz und mächtig erheben sich der Nord- und Südturm und der Bergfried von Burg Runkel. Die steinerne Brücke im Vordergrund aus dem 15. Jahrhundert war lange Zankapfel zwischen den verfeindeten Familien rechts und links der Lahn. 
© ML Preiss
Auch als Ruine noch gewaltig: Stolz und mächtig erheben sich der Nord- und Südturm und der Bergfried von Burg Runkel. Die steinerne Brücke im Vordergrund aus dem 15. Jahrhundert war lange Zankapfel zwischen den verfeindeten Familien rechts und links der Lahn.

Die Ruhe, die heute die gewaltige Anlage durchzieht, lässt die kriegerische Vergangenheit leicht vergessen. Damit aber nicht erneut Unfrieden im Städtchen an der Lahn aufkommt - auch Burg Schadeck wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert.

Beatrice Härig

Info: Ab Karfreitag 2008 ist von Di-So wieder der Besuch von Burg Runkel möglich.

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