Technische Denkmale Verkehr April 2011

Die historische Malletlok soll wieder den "Vulkan-Expreß" ziehen

Dampf für den Endspurt

"Urlaub machen, Urlaub machen!" Immer schneller schnauft die kleine Lok 1414, nachdem sie eines Nachts aus ihrem Schuppen ausgebüchst ist. Nach 61 Dienstjahren war sie müde geworden und wollte einfach nicht mehr nach Plan fahren. Ein Hörspielklassiker aus meinen Kindertagen hatte sie zur Heldin zahlreicher Abenteuer gemacht. Auch Lok 11sm quittierte ihren Dienst bei der Brohltalbahn nach 60 Jahren - allerdings unfreiwillig: Die Mallet-Dampflokomotive wurde schon vor langer Zeit ausgemustert. Jetzt ist ihre Rückkehr auf die Schiene endlich in Sicht.

Die Fahrt auf der landschaftlich reizvollen Strecke ist nicht nur für eingefleischte Eisenbahnfans ein Vergnügen. 
Brohltalbahn © Vulkanexpress
Die Fahrt auf der landschaftlich reizvollen Strecke ist nicht nur für eingefleischte Eisenbahnfans ein Vergnügen.

Die Brohltalbahn ist die letzte Schmalspurbahn in Rheinland-Pfalz. Sie führt von Brohl-Lützing am Rhein durch das malerische Tal auf das Plateau der östlichen Vulkaneifel und überwindet auf knapp 20 Kilometern einen Höhenunterschied von 400 Metern. 1901 hatte die Brohltal-Eisenbahn-Gesellschaft die Strecke über Bad Tönisstein, Burgbrohl, Weiler, Niederzissen, Oberzissen und Brenk bis nach Engeln eröffnet, die sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr vorgesehen war. 1902 wurde der letzte Teil der Strecke bis Kempenich in Betrieb genommen.

Im Jahr 1961 endete der planmäßige Personenverkehr, der Gütertransport jedoch wurde fortgesetzt. Ab 1977 beförderte der neu eingeführte "Vulkan-Expreß" Touristen, allerdings hatte man die Gleise zwischen Engeln und Kempenich mittlerweile abgebaut.

Unrentabel geworden, schien 1987 das Aus der Brohltahlbahn besiegelt: Daraufhin gründete eine Gruppe von Eisenbahnfreunden die Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn e. V. (IBS). Sie setzte sich erfolgreich für die Erhaltung des Güterverkehrs und darüber hinaus für den Ausbau des Tourismusbetriebes ein.

48 Tonnen schwer und fast 10 Meter lang: Die Malletlok 11sm ist die letzte originale Dampflok der Brohltalbahn. 2006 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. 
Malletlok 11sm © Markus Doll
48 Tonnen schwer und fast 10 Meter lang: Die Malletlok 11sm ist die letzte originale Dampflok der Brohltalbahn. 2006 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt.

Seit 1992 führt die IBS den Verkehr selbst mit der eigenen Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebs-GmbH, was nur durch großes ehrenamtliches Engagement möglich ist. Zu den erklärten Zielen gehört es, mit dem "Vulkan-Expreß" ein bedeutendes technisches und kulturelles Denkmal am Leben zu erhalten. Mittlerweile sind viele originale Triebfahrzeuge, Reise- und Güterwagen einsatzfähig und werden in der eigenen historischen Werkstatt instand gehalten.

Auch Lok 11sm soll ihre zweite Chance bekommen. 1906 wurde sie in der Maschinenfabrik Humboldt in Köln-Kalk in Malletbauweise hergestellt. Das spezielle Konstruktionsprinzip des Fahrwerks ermöglichte auch auf Strecken mit engen Kurven leistungsfähige und sparsame Loks. Als die Brohltalbahn in den 1960er Jahren auf Dieseltraktion umstellte, wurde die 11sm an die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte verkauft und fristete ihr Dasein fortan als Museumsstück.

1989 kehrte sie nach Brohl zurück. Seither setzt der Förderverein alles daran, die einzig übriggebliebene Dampflok der Schmalspurbahn wieder betriebsbereit zu machen. Viele Einzelteile müssen ausgebaut und von Hand neu angefertigt werden. Daher ist die Lokomotive derzeit noch zur Reparatur in einer Spezialwerkstatt in Sachsen-Anhalt. Den Löwenanteil der Kosten für die Gesamtinstandsetzung, über 600.000 Euro, hat die IBS selbst aufbringen können, sie wurde aber auch von der Kommune und dem Landkreis unterstützt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellte 40.000 Euro bereit. So hoffen alle, dass die 11er-Lok nächstes Jahr - pünktlich zum 111. Geburtstag der Brohltalbahn - wieder ihren Dienst versehen darf.

Bettina Vaupel

Über den normalen Fahrplan hinaus bietet der Vulkan-Expreß auch zahlreiche Sonderveranstaltungen an. Vulkan-Expreß, Tel. 02636/8 03 03, www.vulkan-express.de, www.11sm.de

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1 Kommentare

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    Lothar Terwesten schrieb am 25.03.2016 00:01 Uhr

    Es ist ein Segen, daß es Idealisten gibt, die durch Gründung einer Interessengemeinschaft technische Denkmäler funktionsfähig erhalten, so daß auch die Nachfahren realistisch die Entwicklung einer Region erleben können. Leider sind die Bemühungen um den Erhalt und die Wiederbelebung der Malbergbahn in Bad Ems noch nicht über das Stadium einer Interessengemeinschaft hinaus gediehen. Bei der Malbergbahn handelt es sich um eine durch Wassergewicht betriebene Seilbahn, eine Ingenieur-Pionierleistung, die es verdient, erhalten zu werden.

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