Technische Denkmale Technik April 2010

Eine spätmittelalterliche Mühle in Nottuln

Ausgerechnet Wasser gefährdete die Wassermühle Schulze Westerath

Bleiben wir bei der ungeschönten Wahrheit: Mehrfach hatte das Ehepaar Westerath unsere Redaktion telefonisch vorgewarnt: "Kommen Sie bloß nicht bei winterlichem Regenwetter zum Fotografieren! Dann sieht unsere Wassermühle wirklich deprimierend aus!"

©  R. Rossner 
© R. Rossner
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Als wir dann bei doch noch gnädigem Winterlicht auf das mächtige, dreigeschossige Mühlengebäude mit dem bereits sanierten Walmdach zukommen und die wasserreiche Umgebung sehen, die ja zu jeder Wassermühle gehört, verspüren wir großen Respekt vor dem Mut und der Zähigkeit, mit der die Eigentümerfamilie Westerath seit Jahren um die Erhaltung des Gebäudes ringt. Während in der Mühle Elisabeth und Detmar Westerath telefonisch die Handwerkertermine koordinieren, hilft ihr Sohn Hubertus Westerath mit geübten Handgriffen bei den nötigen Sanierungsarbeiten.

Die Mühle liegt im Stevertal bei Münster. Viel zu lange war aus dem oberhalb des Bauwerks gelegenen Teich das Wasser in das Bruchstein-Mauerwerk des Erdgeschosses gesickert. Das gesamte Gebäude steht leicht schief. Dadurch wirken erhebliche Druckkräfte auf die südwestliche Giebelseite ein.

Doch selbst der graue Himmel dieses Wintertages kann nicht die Freude über das trüben, was bereits bei diesem Förderprojekt erreicht wurde. Denn mit der ersten Sicherungsmaßnahme konnte im Jahr 2007 die akute Einsturzgefahr abgewendet werden. Daran beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit 50.000 Euro. Nun, in einem zweiten Bauabschnitt, geht es seit 2009 darum, die mehr als 400 Jahre in Betrieb befindliche Getreidemühle gegen fließendes und drückendes Wasser abzudichten. Abermals hilft hier die DSD, diesmal mit 80.000 Euro. Weitere entscheidende Förderer der Mühle sind das Land Nordrhein-Westfalen, das Westfälische Amt für Denkmalpflege und die NRW-Stiftung. Erst wenn das Gebäude selbst vollkommen gesichert ist, kann die Instandsetzung der erhaltenen, beeindruckenden Mühlentechnik erfolgen.

©  R. Rossner 
© R. Rossner
© R. Rossner

Die Hofstelle, zu der die Mühle einst gehörte, wurde erstmals 1296 urkundlich bezeugt. Das heutige Sandsteingebäude entstand im Spätmittelalter und ist als Mühle erstmals 1599 schriftlich erwähnt. Während die ehemals gegenüberliegende Ölmühle nur noch in ihren Fundamenten nachweisbar ist, kann die bestehende Mühle bald wieder als technisches Denkmal öffentlich zugänglich gemacht werden. Dass sie zuerst als vornehmes Wohnhaus gedient hatte, ist über der Ebene mit der Mühlentechnik zu sehen. Dies macht das Denkmal zu einem außergewöhnlichen Haltepunkt auf der "Baumberger Sandsteinroute". Die engagierten Eigentümer hoffen, bereits in diesem Jahr beim bundesweiten Mühlentag mitmachen zu können. Er findet seit 1994 jeweils am Pfingstmontag - 2010 ist dies der 24. Mai - statt.

Angela Pfotenhauer

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2 Kommentare

Lesen Sie 2  Kommentare anderer Leser

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    Klaus Langbein schrieb am 24.03.2016 23:49 Uhr

    Ein sehr spannender Bericht, hat mich neugierig gemacht. Ich unterstütze den Denkmalschutz und würde gerne eine Filmreportage durchführen. Ich werde bei passender Gelegenheit eine Anfrage an Fam. Westenrath senden.

    Mit freundlichen Gruß

    Auf diesen Kommentar antworten
  • Kommentar als unangemessen melden
    Markus Lorbertz schrieb am 24.03.2016 23:50 Uhr

    Ich renoviere seit einem Jahr eine alte Wassermühle und bemühe mich, die Technik zu erhalten und in das Wohnen zu Integrieren. Ich liebe diese Verwinkelte "Bude" mit den vielen verschiedenen Ebenen! Ihr Bericht hat mir sehr gut gefallen, ich hätte jedoch gerne noch mehr Fotos gesehen!

    Viel Glück und alles Gute

    M. Lorbertz

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