Öffentliche Bauten Nummer

Burscheids Badehaus ist jetzt Kulturzentrum

Träume in der Badewanne

Eine halbe Stunde lang für vierzig Pfennige warm duschen - an diese "rosigen" Zeiten können sich noch viele in und um Burscheid im Bergischen Land erinnern. 1914 leistete sich die Stadt im Zeichen der Volkshygiene und allgemeinen Gesundheitsvorsorge - seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein großes soziales Thema - eine "Städtische Badeanstalt". Geplant wurde sie vom Architekten Willy Esser aus Viersen, der sich bereits 1906 mit dem dortigen Stadtbad, das ebenfalls ein Förderprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist, einen Namen gemacht hatte.

Badespaß 1984: Links im Foto ist das Badehaus zu sehen. Die Anbauten und die Außenbecken sind jetzt verschwunden, stattdessen soll eine kleine Parkanlage gestaltet werden. 
© Barbara Sarx
Badespaß 1984: Links im Foto ist das Badehaus zu sehen. Die Anbauten und die Außenbecken sind jetzt verschwunden, stattdessen soll eine kleine Parkanlage gestaltet werden.

Auch in Burscheid vereinte er verschiedene Nutzungen unter einem Dach. Für Sport und Spaß gab es zwei Außenschwimmbecken. In dem eingeschossigen Gebäude mit dem Pyramidendach befanden sich die Hygieneeinrichtungen: Entlang der Wände des fast quadratischen Badehauses waren Kabinen eingebaut, die auf der einen Seite acht Brause-, auf der anderen sechs Wannenbäder enthielten. Darüber hinaus gab es neben den Toiletten und Umkleidekabinen einen Massageraum und einen Bereich, in dem man das damals beliebte "elektrische Lichtbad" nehmen konnte. Die Mitte des in einer Mischung aus Neoklassizismus und Reformstil errichteten Gebäudes beleuchtete ein großes Oberlicht.

Darüber freuen sich die Burscheider: Das Badehaus ist gerettet und dient nun der Kultur. 
© ML Preiss
Darüber freuen sich die Burscheider: Das Badehaus ist gerettet und dient nun der Kultur.

Burscheids städtische Badeanstalt war ein vielbesuchter Ort, an dem die gründliche Körperreinigung betrieben wurde, so lange es in den Haushalten kaum Badezimmer gab. Und weil das Baden in den auf Füßen stehenden Keramikwannen so angenehm war, musste der Bademeister manches Mal an die Kabinentüren klopfen, um die Gäste aus ihren Träumen zu holen.

Erst 1985 stellte die Stadt den Badebetrieb ein. Danach wurde das Gebäude zu einem Wohnheim für Asylbewerber umgebaut und diente später als Möbellager. Bereits Ende der 1990er Jahre kam der Gedanke auf, das denkmalgeschützte Bauwerk zu bewahren und als Ort für kleinere Veranstaltungen herzurichten. Solche Räumlichkeiten fehlten der Stadt bislang, die trotz ihrer angespannten Haushaltslage ein breitgefächertes Kulturangebot aufrechterhält.

Wie sehr sich die Burscheider ihrer einstigen Badeanstalt verbunden fühlen, zeigte ihre großzügige Unterstützung bei der Finanzierung. Gemeinsam mit vielen Bürgern und Firmen stellten auch die NRW-Stiftung, die Burscheid-Stiftung der Kreissparkasse Köln, die Bezirksregierung Köln und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz - sie gab mit Hilfe der GlücksSpirale 60.000 Euro - Gelder bereit. Nach nur 18 Monaten Bauzeit wurde Ende November 2008 mit einem großen Festprogramm das restaurierte Gebäude als Kultur- und Künstlerzentrum eröffnet. So ist das Burscheider Badehaus wieder ein Ort zum Träumen geworden.

Christiane Rossner

Weitere Infos im WWW:

www.burscheider-badehaus.de

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

  • Albrecht Dürer und die Kartierung der Sterne 13.01.2016 Himmelskarten Der Hase am Südhimmel

    Der Hase am Südhimmel

    Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.

  • Von Seekisten und Seeleuten 08.11.2012 Seekisten Was auf der hohen Kante lag

    Was auf der hohen Kante lag

    In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.

  • Mittelalterliche Wandmalereien in Behrenhoff 16.01.2018 Die Hölle Vorpommerns Die Hölle Vorpommerns

    Die Hölle Vorpommerns

    In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.

Service

Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


 
 
Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


1
Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland
2
Monumente Abo



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


3

Newsletter

Lassen Sie sich per E-Mail informieren,

wenn eine neue Ausgabe von Monumente

Online erscheint.

Spenden für Denkmale

Auch kleinste Beträge zählen!

 
 
 
 
0 Kommentare

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar!

Antwort auf:  Direkt auf das Thema antworten

 
 

© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn