Schlösser und Burgen Barock Interieur April 2007

Das Augsburger Schaezlerpalais

Ein Hauch von Mozart

Für Wolfgang Amadeus Mozart war Augsburg die "vatterstadt meines papa", er besuchte die Stadt mehrmals, spielte sogar für eine Stelle vor. Daher gehörte Augsburg neben Salzburg und Wien zu den drei Städten, die sich letztes Jahr anlässlich des 250. Geburtstages des Komponisten "Mozartstadt" nannten. Leopold Mozart - Vater, Erzieher und Musiklehrer von Wolfgang Amadeus - wurde 1719 in Augsburg geboren. Sein Geburtshaus wurde zwei Jahre lang restauriert und zum Mozartjubiläum im Januar 2006 wiedereröffnet.

Der Festsaal des Augsburger Schaezlerpalais. 
© A. Bunz
Der Festsaal des Augsburger Schaezlerpalais.

Es scheint, als habe die Stadt sich im Zuge des großen Jubiläums dazu entschlossen, ihre gesamte Museenlandschaft neu zu präsentieren. Neben dem renovierten Mozarthaus wurde im Mai 2006 das H2-Museum für Gegenwartskunst im Industriedenkmal Glaspalast eröffnet und im November eine Neuordnung des Maximilianmuseums präsentiert. Feierlich wiedereröffnet wurde bereits im Februar 2006 die Deutsche Barockgalerie. Dabei sind der Öffentlichkeit nicht nur eine herausragende Gemäldesammlung, sondern - nach umfangreicher Restaurierung - auch ein ganz besonderes Schmuckstück des bayerischen Rokoko zurückgegeben worden. Denn die wertvollen Gemäldesammlungen erwarten ihre Besucher im Schaezlerpalais.

Supraporte im Festsaal des Schaezlerpalais. 
© A. Bunz
Supraporte im Festsaal des Schaezlerpalais.

Das Schaezlerpalais war 1765-70 im Auftrag des Bankiers Benedikt Adam Liebert von Liebertshofen errichtet worden. Als Palais in der Stadt der Banken an Augsburgs Straße Nummer 1, der Maximilianstraße, war nur das Beste gut genug. Dreigeschossig, mit einem giebelbekrönten Mittelrisalit geadelt, prägt es Augsburgs Stadtmitte in höfischer Manier. Der Cuvilliés-Schüler Carl Albert von Lespilliez schuf die repräsentative Fassade und ließ auch bei der Innengestaltung in seinem feinen Stil nicht nach: Der beeindruckende zweigeschossige Festsaal ist das Herz und gleichzeitig der Höhepunkt des Palais. Marie Antoinette besuchte hier auf der Durchreise von Wien nach Paris im April 1770 festliche Empfänge. Das Österreichische schwingt nach in diesem Raum, den Gregorio Guglielmi mit einem Deckenfresko schmückte. Er war unmittelbar davor in Schloss Schönbrunn beschäftigt gewesen. Fast ist man versucht, Mozartsche Melodien in der wirbelnden Architektur zu erkennen, schufen die Meister der Stuckatur und der Schnitzerei den Raum doch zur gleichen Zeit wie Mozart seine musikalischen Meisterwerke.

Der Urenkel des Erbauers, Dr. Wolfgang Freiherr von Schaezler, und seine Frau schenkten das Gebäude 1958 der Stadt Augsburg mit der Auflage, es niemals zu verkaufen und nur für kulturelle Zwecke zu verwenden. Eine weise Entscheidung, denn an kaum einem anderen Ort harmonieren Architektur und Inhalt dermaßen perfekt.

Beatrice Härig

Info: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz freut sich, an der Restaurierung dieses Kunstgenusses mit über 25.400 Euro beigetragen zu haben.
Im Schaezlerpalais und in der anschließenden Katharinenkirche sind neben der Barockgalerie außerdem die Augsburger Abteilung der Bayerischen Staatsgalerie und die Haberstock-Sammlung zu sehen.

Weitere Infos im WWW:

www.augsburg.de

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