Technische Denkmale Streiflichter Oktober 2005

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Stahlriese mit Flair

Es ist in diesen Tagen ein ganz besonderes Erlebnis, durch die Gebläsehalle des Weltkulturerbes der Völklinger Hütte zu schlendern. Bücher, Waffen, Geschirr aus Keramik, Silber und Perlmutt und vieles mehr erzählen in der Ausstellung "Schätze aus 1001 Nacht" die Geschichte des 500-jährigen Kulturaustausches zwischen dem Morgen- und dem Abendland. Die prächtigen Exponate bilden einen einzigartigen Kontrast zu den riesigen Maschinen, mit denen Hochofenwind zum Schmelzen des Roheisens erzeugt wurde, und die bis heute den einzigartigen Charakter dieser Halle ausmachen.

Die Völklinger Hütte wurde 1873 gegründet, aber bereits sechs Jahre später wieder geschlossen. Hohe Zölle hatten die Einfuhr von Roheisen derart verteuert, dass das Werk unrentabel geworden war. Es wurde an den Saarbrücker Unternehmer Carl Röchling verkauft, der 1881 die Produktion wieder aufnahm. Er setzte auf die Herstellung von Roheisen und machte das Eisen- und Stahlwerk zusammen mit seinem Sohn Hermann in nicht einmal zehn Jahren zum größten Eisenträgerhersteller Deutschlands. Gleichzeitig entwickelte sich das Dorf Völklingen zur drittgrößten und zeitweise reichsten Stadt des Saarlandes. 1965 arbeiteten mehr als 17.000 Menschen im Werk.

Ab 1883 wurde die Hütte um sechs Hochöfen und andere, für die Verhüttung wichtige Anlagen erweitert. Zwischen 1911 und 1918 entstand der heute weltweit einmalige Erzschrägaufzug, über den alle sechs Hochöfen mit Rohstoffen versorgt werden konnten. Über 300 bis zum Rand gefüllte Wagen wurden über den Aufzug jeden Tag rund um die Uhr transportiert.

Blick in die Gebläsehalle der Völklinger Hütte 
© Weltkulturerbe Völklinger Hütte/F.Mörscher
Blick in die Gebläsehalle der Völklinger Hütte

Die Stahlkrise der 1970er Jahre erfasst auch Völklingen, und am 4. Juli 1986 werden die Hochofenanlage und die Gebläsehalle schließlich stillgelegt und im selben Jahr unter Denkmalschutz gestellt. 1992 beginnt eine mehrjährige Sanierung, an der sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit rund 1,1 Millionen Euro beteiligt.

Als die Hochofenanlage und die Gebläsehalle 1994 von der UNESCO als weltweit einzigartige Zeugnisse aus der Blütezeit der Eisen- und Stahlindustrie zum Weltkulturerbe erklärt werden, entsteht auf dem sechs Hektar großen Gelände - eine kleine Insel innerhalb der Völklinger Hütte - ein Veranstaltungsort der besonderen Art. Auf weiteren 250 Hektar ist die Völklinger Hütte als Unternehmen Saarstahl AG ein nach wie vor erfolgreiches Unternehmen der Stahlindustrie. Es sind vor allem die hochkarätigen Konzerte und Ausstellungen, die die Besucher - im letzten Jahr waren es über 200.000 - nach Völklingen ziehen. Doch auch die Geschichte des Industriegiganten Völklinger Hütte kommt nicht zu kurz. So wurde 2004 in der Möllerhalle das Science Center "Ferrodom - die Erlebniswelt des Eisens" eröffnet. Den spektakulärsten Rahmen für Ausstellungen bildet aber immer wieder die 6.000 qm große Gebläsehalle, wo die Exponate eine ganz eigene Wirkung neben den riesigen Maschinen entwickeln.

Carola Nathan


Weitere Infos im WWW:

www.voelklinger-huette.org

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2 Kommentare

Lesen Sie 2  Kommentare anderer Leser

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    Rob Veger schrieb am 21.10.2013 00:00 Uhr

    Fantastisch dat deze oude \"Industrie cultuur\" voor iedereen te bezichtigen is.\n \n De complimenten aan alle technici en vrijwilligers die zich hiervoor hebben ingezet.\n \n Uw opzet maakt een diepe indruk op mij !\n \n met vriendelijke groet,\n \n Rob Veger / Sittard / Nederland\n \n

    Auf diesen Kommentar antworten
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    JKB schrieb am 01.08.2019 15:22 Uhr

    Die Besichtigung der Hütte ist eine wahre Herausforderung. Es gibt keine Führung. Der Rundgang wird unterbrochen durch Ausstellungen, so dass der Rundgang nicht deutlich angezeigt wird, wenn man nur diesen machen will (immerhin 7km). Die Anzeige auf dem Lageplan stimmt nicht mit dem Rundgang überein. Der Rundgang ist schlecht ausgeschildert und führt manchmal im Kreis. Sehr verwirrend. Auf der Homepage sind die Audiodateien für einen geplanten Audioguide hinterlegt, jedoch gibt es in der Hütte kein WLAN, so dass man sich vor Ort die Dateien nicht problemlos herunterladen kann. (Allerdings gibt es wohl ein WLAN [wird an einer Glasdurchgangstür angezeigt], es gibt jedoch kein Passwort. Es gibt vor Ort keine Hinweise, welche Audiodatei abzuspielen ist. Die Ansicht der Homepage passt sich nicht an mobile Endgeräte an. Alles in Allem ein unbefriedigender Besuch.

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